Leitfaden für den Unterrichtsentwurf

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Handlungsschema für den Unterrichtsentwurf (GUB und PU)

Ausgangspunkt für den handlungsorientierten Unterricht sind Aufgaben oder Problemstellungen, welche die Voraussetzungen der Schüler*innen mit ihren Erfahrungen und Interessen berücksichtigen und damit die Motivation zur Problembearbeitung und -lösung fördern. Hinweise zur sonderpädagogischen Konzeption sind ggf. entsprechend zu berücksichtigen (z. B. Angaben zu ausgewiesenen Konzepten der Schule, langfristige Ziele, Schüler*inneneinzelbeschreibungen und individueller Förderbedarf).


Analyse des Bedingungsfeldes

Wesentliche Voraussetzungen der Zielgruppe, die für eine lernwirksame Gestaltung der zu planende Stunde von Bedeutung sind, werden ermittelt. Ziel ist die Gewährleistung einer Planung, die einen möglichst exakt auf die ermittelten Gegebenheiten der Zielgruppe abgestimmten und somit lernwirksamen Unterricht ermöglicht. Hierzu zählen:

Daten zur Klassen- und Schüler*innensituation

Angaben zur Schulform respektive zum Bildungsgang, zum Ausbildungsberuf, zur Branchenzugehörigkeit, zur Zusammensetzung der Klasse bzgl. Alter, Geschlecht, ggf. Nationalität sowie Schulabschlüsse nach Vorgabe der landesweit einheitlichen Statistikangaben, sofern sie nicht dem Deckblatt oder dem Sitzplan (im Anhang) entnommen werden können, sind auszuführen. Fachspezifische Besonderheiten (z.B. Sport) sind zu beachten.

Leistung und Mitarbeit im Unterricht

Für den zu planenden Unterricht relevante Fachkompetenzen, personale Kompetenzen und Methodenkompetenzen der Schüler*innen sowie darüber hinaus vorhandene (berufsspezifische und berufsübergreifende) Qualifikationen sind aufzuzeigen. Der Bezug zur angestrebten Niveaustufe des DQR wird hergestellt. Die Leistung bzw. Mitarbeit der Klasse oder einzelner Schüler*innen, insbesondere Abweichungen vom Erwartungshorizont in den Kompetenzbereichen, sind zu betrachten. Vorhandene planungsrelevante Aspekte der Heterogenität sind herauszustellen und mit binnendifferenzierenden Maßnahmen in den Entscheidungsfeldern zu verknüpfen. Ein Sitzplan mit Angaben zu den mündlichen und schriftlichen Leistungen der Schüler*innen im Anhang bietet einen sinnvollen Überblick.

Anthropologische und soziologische Besonderheiten

Einbezogen werden sollten Besonderheiten im Entwicklungsprozess oder in der sozialen oder soziokulturellen Umwelt der Schüler*innen sowie besondere Situationen in der Klassenzusammensetzung, z.B. ein hoher Anteil an Wiederholern*innen, Klassenzusammenlegung kurz vor dem Unterrichtsbesuch.

Angaben zum Lehrer*inneneinsatz

Die Dauer des bisherigen Ausbildungsunterrichts, des betreuten oder eigenverantwortlichen Unterrichts, Ausbildungsunterricht in anderen Fächern beziehungsweise Lernfeldern der gleichen Klasse sowie persönliche unterrichtsrelevante Voraussetzungen sind aufzuzeigen.

Sonstiges

Darüber hinaus sind besondere äußere Umstände, die den Unterricht beeinträchtigen oder fördern könnten (z. B. die Raumverhältnisse, Möglichkeiten des Medieneinsatzes oder äußere Einwirkungen) zu ergänzen. Die in der Analyse des Bedingungsfeldes aufgezeigten Gegebenheiten bilden die Grundlage für die später zu treffenden didaktisch-methodischen Entscheidungen. Verknüpfungen im Entwurf machen die Zusammenhänge deutlich.

Didaktisch-methodische Konzeption

Analyse der curricularen Vorgaben

Für die Unterrichtsplanung sind die aktuellen curricularen Vorgaben für die Bildungsgänge und Schulformen an berufsbildenden Schulen verbindlich. Zu berücksichtigen sind u. a. die Rahmenlehrpläne der Kultusministerkonferenz, die Rahmenrichtlinien sowie die Kerncurricula des Landes Niedersachsen und die schulischen Curricula der jeweiligen Ausbildungsschulen. Es findet sich ein Hinweis auf die Sequenzierung der Lernsituation. Die in der Analyse der curricularen Vorgaben formulierte und angestrebte Kernkompetenz der Lernsituation wird legitimiert. Zu-sätzlich kann diese KK der Lernsituation auch in die Sequenzierung der LS aufgenommen wer-den.

Zielformulierungen

  • Anforderungen

Als Ergebnis der curricularen Analyse und der Bedingungsfeldanalyse ist zunächst eine Kernkompetenz zu formulieren, die zum einen die Zielsetzung der jeweiligen Unterrichtsstunde ab-bildet und zum anderen Ausgangspunkt für die Ableitung der nachfolgenden Teilkompetenzen ist. Der Schwierigkeitsgrad und das Anspruchsniveau der angestrebten Kompetenzen berücksichtigen nachvollziehbar die Lernvoraussetzungen der Schüler*innen und die (Mindest-) Anforde-rungen der curricularen Vorgaben.

  • Anleitung

Kompetenz versteht Weinert als Befähigung zur Bewältigung unterschiedlicher Situationen. Sie verbindet damit Wissen und Können. Da Wissen und Können nicht unmittelbar beobachtbar sind, muss bei einer Leistungsmessung das konkrete Handeln (die Performanz) als wesentlicher Aspekt der Kompetenzfeststellung hinzukommen. Erst in der Formulierung der Performanz wird die angewandte, wirksame Kompetenz (Dimension des konkreten Handelns) operationalisierbar deutlich (vgl. Reinhard Bader, Die berufsbildende Schule (BbSch) 55 (2003) 7-8.

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In der Folge weisen die Zielformulierungen in der Qualifikationsebene die angestrebten Kompetenzen aus und in der Handlungsebene eine Handlung, durch welche die angestrebte Kompetenz gefördert und beobachtbar wird (Performanz). Die Verhaltenskomponente zeigt die Aktivität der Lernenden. Die Inhaltskomponente bezieht sich auf den Lerngegenstand (z. B. Rechte und Pflichten von Auszubildenden) und die Situationskomponente bezeichnet den unterrichtlichen Rahmen, in dem die Handlungskompetenz nachvollziehbar und damit operationalisierbar wird.

Die Lernprozesse orientieren sich grundsätzlich am Modell der vollständigen Handlung und bilden sich in der Lernsituation ab. Dabei ist zu beachten, dass die Phasen des Handlungszyklus sich in der Regel über die gesamte Lernsituation abbilden.

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Analyse der Thematik, ihrer Komplexität und ihre fachliche Begründung

Die Analyse zeigt die intensive Auseinandersetzung mit der Thematik der Stunde auf wissenschaftlichem Niveau. Die Handlungssituation Lebenswelt der Schüler*innen wird als (beruflicher) Kontext dargestellt. Die Bedeutung der Thematik der Unterrichtsstunde für die berufliche Wirklichkeit bzw. Lebenswelt der Zielgruppe wird legitimiert. Wesentliche Schichten (Wissenschaftsdisziplinen)/Aspekte, die von der Thematik berührt werden, werden aufgezeigt. Vorhandene lernfeldübergreifende, fächerübergreifende oder/und sportartübergreifende und jahrgangsübergreifende Aspekte werden dargelegt. Die Analyse der Thematik kann im Fließ-text, alternativ auch - ganz oder teilweise – graphisch dargestellt werden. Im Ergebnis sind der Komplexitäts- und Schwierigkeitsgrad sowie der Abstraktionsgrad der Thematik aus der Analyse abzuleiten.

Auswahl- und Reduktionsentscheidungen

Die Auswahl- und Reduktionsentscheidungen sind auf Basis von wissenschaftlicher bzw. fachdidaktischer Literatur vorzunehmen (z.B. in Anlehnung an Klafki, Grüner o. a.; keine Vermengung unterschiedlicher Ansätze). Grundlage der Auswahl/Reduktion bilden die Erkenntnisse, die in der Analyse des Bedingungs- feldes, der Analyse der curricularen Vorgaben, der Analyse der Thematik usw. aufgezeigt wurden, sowie insbesondere die intendierten Kompetenzen/Zielformulierungen. Hierauf basierend werden die wesentlichen Schichten (bzw. Schicht), die die Stunde tragen, ausgewählt. Anschließend werden die Lerninhalte der Stunde begründet ausgewählt/reduziert. Fundamentum und Additum sind abzugrenzen (vor allem im Hinblick auf binnendifferenzierende Maßnahmen). Aus dem Bedingungsfeld ergibt sich die notwendige methodische Transformation, die zu beschreiben ist.

Gestaltung der Verlaufsstruktur des Lernprozesses

Die methodische und mediale Konzeption ist unter Berücksichtigung der bisherigen Analysen und Entscheidungen und unter Bezugnahme auf die Unterrichtsinhalte begründet und vernetzt darzustellen. Zu begründen sind u. a.

  • die Gestaltung der Mikrostruktur (Artikulation),
  • die Methodenauswahl,
  • die gewählten Sozialformen,
  • der Medieneinsatz sowie
  • die Maßnahmen zur Ergebnissicherung und der Reflexion.

Die Gestaltung der Verlaufsstruktur ist keine Beschreibung der Verlaufsskizze. Sie bezieht sich auf die 45 Minuten des gezeigten Unterrichts und dient dazu, wesentliche Phasen besonders herauszustellen, mögliche alternative Sozialformen, Methoden und Medien begründet zu verwerfen und nachvollziehbar die getroffenen Entscheidungen zu legitimieren.

Formale Vorgaben

Allgemeine Hinweise

Zielsetzung der Lehrerausbildung ist ein professionelles Lehrerhandeln im Schulalltag. Damit die zu entwickelnden Kompetenzen für das Unterrichten beobachtet und somit zielgerichtet ge-fördert werden können, wird für die Unterrichtseinsichtnahme eine intensive Lehrer*innen- Schüler*innen-Interaktion eingefordert. Grundsätzlich sind für Unterrichtsbesuche zur Unterrichtseinsichtnahme 45 Minuten vorgesehen. Nach Absprache mit den zuständigen Ausbildenden können auch Doppelstunden (90 Minuten) gezeigt werden. Erfolgt die Unterrichtseinsichtnahme in einem Zeitfenster einer 90- Minuten-Einheit, ist es erforderlich, die vollständigen 90 Minuten bei den schriftlichen Unterrichtsplanungen zu berücksichtigen.

Es werden eigenständige Planungen mit der vollständigen Angabe von Quellen vorausgesetzt. Werden grobe Zuwiderhandlungen bei der Einsicht der schriftlichen Unterrichtsplanungen festgestellt, behalten sich die Fachleiter*innen vor, auch kurzfristig den Unterrichtsbesuch abzsagen und einen ungenügenden Ausbildungsstand festzustellen.

Prüfungsunterrichte werden bei einem Täuschungsversuch mit der Note „ungenügend“ bewertet und führen damit zum Nichtbestehen der Prüfung.

  • Einfache Unterrichtsbesuche (EUB) / Kollegiale Unterrichtsbesuche (KUB) / Fachlei-ter*innenbesuche (FLB)

Für die Einfachen Unterrichtsbesuche (EUB), Kollegialen Unterrichtsbesuche (KUB) und Fachleiter*innenbesuche (FLB) werden für die Dokumentation der Unterrichtsplanung ein Deckblatt, die Zielformulierungen, eine Unterrichtsverlaufsskizze, eine Sequenzierung der Lernsituation mit Zielformulierung (max.5 Sequenzen), ggf. eine sonderpädagogische Konzeption und das didaktische Material für den Unterricht ein- gefordert. Sofern die Lehrkraft im Vorbereitungsdienst es wünscht, können ergänzend zur Übung auch weitere Teilbereiche einer schriftlichen Unterrichtsplanung verfasst werden, die in der Beratung berücksichtigt werden.

  • Gemeinsame Unterrichtsbesuche (GUB) und Prüfungsunterrichte (PU)

Gemäß den Durchführungsbestimmungen zur APVO-Lehr sind gemeinsame Unterrichtsbesuche und Prüfungsunterrichte vorgesehen (vgl. § 7 Abs. 8 APVO-Lehr und Ziffer 5 der DB zu § 7 APVO-Lehr), zu denen für die Dokumentation der Unterrichtsplanung ein umfassender schriftlicher Unterrichtsentwurf anzufertigen ist.

Für den Unterrichtsentwurf ist abgesehen vom Deckblatt, dem Inhaltsverzeichnis, der Unterrichtsverlaufsskizze und der Sequenzierung der Lernsituation eine Begrenzung auf sechs Textseiten zu beachten. Bei einer Unterrichtseinheit, die sich über 90 Minuten erstreckt, sollte die Verlaufsskizze einen konkreten Eindruck des geplanten Ablaufs der Doppelstunde vermitteln.


zenriert


Im Anhang werden in der Reihenfolge das Literaturverzeichnis, der kommentierte Sitzplan, die Arbeitsblätter und die zu erarbeitenden Ergebnisse (Tafelbild, Arbeitsblätter) als Erwartungshorizont beigefügt. Für die Formatierung ist ein Zeilenabstand von 1,5 vorgesehen und die Schriftart Arial mit der Schriftgröße 11 pt oder Times New Roman mit der Schriftgröße 12 pt zu wählen. Der Randabstand beträgt jeweils 2,5 cm, der Zeichenabstand darf nicht verringert werden.

Muster Deckblatt für den Unterrichtsbesuch/Prüfungsunterricht

Muster Deckblatt.jpg


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