Unterrichtsstörungen

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Unterrichtsstörungen

  • Nolting (2011, S. 9) definiert Unterrichtsstörungen normativ und funktional:

Unterrichtsstörungen sind... „Handlungen von Schülern, die gegen Regeln für das Verhalten im Unterricht verstoßen. Ob eine Störung vorliegt oder nicht hängt hier letztlich von der Lehrkraft ab, sie bestimmt die Regeln und bewertet das Verhalten.“

  • Lohmann (2011, S. 13) definiert Unterrichtsstörungen als

„Ereignisse die den Lehr-Lern-Prozess beeinträchtigen, unterbrechen oder unmöglich machen, indem sie die Voraussetzungen unter denen Lehren und Lernen erst stattfinden kann, teilweise oder ganz außer Kraft setzen. (...) Die Störungen können von Schülern oder Lehrern verursacht oder von außen hereingetragen werden.“

Erscheinungsformen von Unterrichtsstörungen

Welche Verhaltensweisen und Situationen als störend eingestuft werden, wird meistens aus der Perspektive der Lehrkraft untersucht. Nach schulpsychologischen Erkenntnissen lassen sich sechs Erscheinungsformen von Unterrichtsstörungen unterscheiden:

  • verbales, akustisches Störverhalten (z. B. vorlautes Verhalten, Zwischenrufe, Handy)
  • motorische Störungen (z. B. mit dem Stuhl kippeln, herumlaufen)
  • Verweigerung (fehlende Hausaufgaben, Zuspätkommen, Mitarbeitsverweigerung)
  • Verstöße gegen die Hausordnung (Essen, Trinken, Beschmutzen)
  • aggressives Verhalten (z.B. Wutausbrüche, Sachbeschädigungen, verbale und körperliche Angriffe)

Ursachen von Unterrichtsstörungen

Ursachen liegen bei der Lehrkraft

  • einseitiges Handeln bzw. individuelles Handeln auf der Disziplin- und Managementebene; Unfähigkeit zum pädagogischen Konsens
  • einseitiger Adressat (Veränderung nur von Schülern gefordert)
  • kein proaktives, sondern lediglich reaktives Handeln
  • Inkonsequenz
  • ungeeignete Interventionen
  • mangelnde Nutzung kommunikativer und interaktiver Strategien
  • Kränkung durch Killerbotschaften (erzeugen Gegenaggressionen)
  • schlechter Unterricht (mangelhafte Planung/ Durchführung, wenige Formwechsel, Spannungsmomente)

schulische (institutionelle) Ursachen

  • Klassengröße
  • Klassenraumgröße, -gestaltung
  • Klassenzusammensetzung
  • Stundenplan
  • bauliche Besonderheiten/ Gegebenheiten (Baustellenlärm/ Gebäudelärm, Straßenverkehrslärm)

Ursachen bei den Schülern

  • Über- oder Unterforderung
  • Langeweile am offiziellen Unterricht
  • Vorurteile/Abneigung gegenüber Lehrern/generell Schule
  • altersgemäße Entwicklung (Pubertät)
  • Gruppenzwang („cool sein“)Entwicklungsverletzungen/ seelische Traumata („Störe, sonst wendet man sich dir nicht zu“)
  • Krankheiten
  • neurobiologische Störungen (ADS/ ADHS)

familiäre Ursachen

  • besondere familiäre Gegebenheiten
  • Streit innerhalb der Familie
  • individuelle Erziehungsstile

gesellschaftliche Ursachen

  • fehlende/ schlechte Berufsperspektive
  • wenig verlässliche Entwicklung der Lebens- und Arbeitsumwelt

Literatur

  • KELLER, G. (2010).Disziplinmanagement in der Schulklasse. Bern: Hans Huber Verlag.
  • LOHMANN, G. (2011). Mit Schülern klarkommen. Berlin: Cornelsen/Scriptor.
  • NIEDERSÄCHSISCHES SCHULGESETZ [NSchG] vom 03.03.1998. In: Nds. GVBI. S. 226
  • NOLTING, H.-P. (2011). Störungen in der Schulklasse. Weinheim: Beltz